
Die namenlose Protagonistin in
Rebecca heiratet den wohlhabenden Witwer Maxim de Winter, nachdem sich die beiden in Monte Carlo im Urlaub kennen gelernt haben. Als sie auf sein Anwesen Manderley heimkehren, wird schnell klar, dass einiges von der noch sehr jungen und unselbständigen Frau erwartet wird: Überall vergleicht man sie mit der ersten Mrs. de Winter, Rebecca. Ihre Spuren finden sich noch überall in Manderley; sie scheint unerreichbar an Schönheit, Witz und Glamour.
Das war mein Wissensstand, als ich den Roman begann, und mehr sollte man auch gar nicht wissen. Und ich kannte natürlich den berühmten ersten Satz: "Last night I dreamt I went to Manderley again." Die Geschichte wird aus der Rückschau erzählt und ich hatte zugegeben etwas Schwierigkeiten, in diesen ersten Seiten, in denen Manderley wie ein düsteres Traumgebilde beschrieben wird, in die Geschichte zu kommen.
Aber nach vier oder fünf Seiten beginnt die Geschichte von vorne, in Monte Carlo, und ich war sofort hin und weg von den Charakteren. Ein unglaublich cleverer und psychologisch tiefgehender Roman entfaltet sich. Lange hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte überhaupt entwickeln würde. Denn eines ist klar: Manderley ist ein geheimnisumwobener Ort.
Ich sehe, dass einige das Buch als Romanze anpreisen. Dem stimme ich nicht zu. Das ist nicht der Fokus der Geschichte. Der liegt bei dem jungen Mädchen, das plötzlich in ein anderes Leben geworfen wird und eigentlich nur versucht, eine gute Ehefrau zu sein, aber nicht so recht weiß, wo anfangen. Durch die Retrospektive der Erzählung entsteht eine düstere Atmosphäre, man weiß, etwas wird passieren, hat aber nicht den leisesten Schimmer, was.
Vom Buch war ich ganz begeistert und bin froh, es während eines Lesemarathons gelesen zu haben. Weggesaugt hätte ich es auch so. Ich weiß jetzt schon, dass ich
Rebecca irgendwann noch mal lesen werde. Und definitiv auch mehr von Daphne du Mauriers Werk lesen will!
Der Film: Rebecca (1940)
Wenn bei der Regie Alfred Hitchcock zu lesen ist, erwartet man einen Film voller düsterer Spannung, Verdächtiger, falscher Fährten und einem kurzen Auftritt des Meisters selbst.
Rebecca ist die erste Hollywood-Produktion Hitchcocks, aber absichtlich in Schwarz-weiß gedreht, der finsteren Atmosphäre halber.
Bei allen Tonfilmen Hitchcocks, die ich bis jetzt gesehen habe (ca. 16), stelle ich immer wieder erstaunt fest, wie modern sie aussehen. Langeweile kommt da eigentlich nie auf, Hitchcock hat aus der Technik rausgeholt, was möglich war.
Der Story bleibt der Film größtenteils treu, doch die wenigen geänderten Details (die teils eindeutig Selbstzensur darstellen, gemäß der Überlegung, was auf einer Filmleinwand unschicklich ist) haben mir ein wenig den Spaß am Film verdorben. Auch, dass Laurence Olivier als Starbesetzung deutlich
mehr Auftritte bekommt als im Buch und dagegen die eigentliche Figur manhmal ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird, hat mich gestört.
Insgesamt hatte ich deutlich den Eindruck, dass Hitchcock mit dem größten Teil der Geschichte nicht ganz wusste, was er damit anfangen soll; erst gegen Ende ist er wieder in seinem Milieu und dann kommt auch der ganze Film deutlich in Schwung. Vorher wurden noch zwischen den Szenenwechseln unbeholfen kurze Aufnahmen von Meereswellen eingeblendet (Manderley liegt am Meer), die ich eher seltsam fand, wenn ich sie auch, da ich die Geschichte kannte, verstand.
Fazit: Das Buch gewinnt haushoch! Ich sehe, was Hitchcock daran fasziniert hat und man kann nicht sagen, er hätte sich keine Mühe gegeben, aber eine so dichte Atmosphäre zu transportieren ist bei der Steilvorlage einfach zu viel gewesen. Dass der Film nichts taugt, wie Ariana mich zu warnen versuchte (ihre Rezension findet ihr
hier), finde ich allerdings nicht. Gegen das Buch hat er aber eindeutig keine Chance.
(Den Cameoauftritt von Hitchcock habe ich übrigens verpasst, aber es gibt wohl einen sehr kurzen. Ich verrate ihn nicht; ist doch immer am lustigsten, wenn man das alleine herausfindet.)
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